Entdecke deinen Glauben - Fragen zum Glauben
„Wie geht das eigentlich mit dem Glauben? Was muss ich tun, um Christ zu sein?“ So oder ähnlich fragen viele. Diese Frage ist berechtigt und verständlich. Denn schließlich muss man doch wissen, wo man bei den ersten Schritten in den Glauben ansetzen sollte.
Ich freue mich über Menschen, die anfangen, nachzufragen. Denn bei denen ist das Interesse erwacht mehr über den christlichen Glauben zu erfahren. Menschen, die wissen wollen, was sie tun sollen. Menschen, die einen Anfang machen, und die bereit sind loszugehen und die Sachen anpacken. Das ist großartig.
Doch genau hier entdecken wir etwas Interessantes: In der Bibel finden wir aber eine ganz andere Reihenfolge. Da geht es nicht zuerst um den Menschen. Also darum, was wir tun oder nicht tun. Es geht nicht um unser Handeln, unser Denken oder unser Wollen. Dies ist nicht das Entscheidende. In der Bibel wird uns gesagt, was wirklich an den Anfang gehört. Nicht zufällig beginnt das erste Buch der Bibel mit den Worten: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (1. Mose 1,1).
Und auch im Johannesevangelium, eine der vier Beschreibungen des Lebens von Jesus Christus, steht zu Beginn der Satz: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“ (Johannes 1,1). Alles beginnt mit Gott. Nicht mit dem Menschen oder dem Zufall oder der Materie oder der Idee oder mit was auch immer. Am Anfang aller Dinge steht niemand anderes als Gott selbst allein.
Das zu verstehen, ist heilsam. Viel zu oft meinen wir, dass alles mit uns anfängt. Wir haben ein unrealistisches Bild von unserer eigenen Bedeutung. Wir halten uns für das Zentrum der Welt. Wir setzen unsere Meinung und unseren Erfahrungshorizont absolut und merken dabei gar nicht, wie begrenzt wir in Wirklichkeit sind.
Da ist es gut, die Reihenfolge wiederzuentdecken: Am Anfang steht Gott. Nicht irgendein Gott oder eine Idee von Gott, sondern der wahre, der lebendige Gott – „Jahwe“ (wie ihn die Bibel nennt), der Schöpfer des Himmels und der Erde. Wer das begreift und dann beginnt, Gott ernst zu nehmen, hat schon den ersten Schritte auf dem Weg zum Glauben getan.
Es ist doch erstaunlich: Untersuchungen haben ergeben, dass fast alle Menschen beten. Egal, ob religiös oder nicht – hier gibt es kaum Unterschiede. Spätestens dann, wenn es uns wirklich schlecht geht, schicken wir ein Gebet in Richtung Himmel.
Ganz tief im Innern weiss oder ahnt jeder Mensch, dass es eine höhere Macht gibt. Das gilt für alle Völker und Kulturen. In vielen Religionen ist das Gesicht dieser „höheren Macht“ jedoch zweischneidig: Man empfindet eher Furcht als Vertrauen und sucht nach Wegen, um sich vor dieser unberechenbaren Macht zu schützen. Denn Gott ist der große Unbekannte, über den man wenig oder nichts weiß. Manche Menschen hingegen glauben nur an ein unpersönliches Schicksal, eine Art kosmische Maschine oder ein abstraktes System. Darum wenden sie sich häufig an Mächte die ihnen näher und ansprechbarer erscheinen. Zum Beispiel an Geister, Engel und/oder an spirituelle Wesen in der Hoffnung, dass diese sie schützen.
Mitten in dieses verwirrende Bild hinein fällt eine Aussage von Jesus Christus, in der er erklärt, wie wirkliches Beten aussieht: „Bittet, so wird euch gegeben! Suchet, so werdet ihr finden! Klopft an, so wird euch aufgetan!“ So einfach und direkt soll das Gespräch mit Gott sein? Die Frage, die hinter unserem Zweifel steckt, lautet: Wie ist Gott eigentlich? Denn allein davon hängt ab, wie wir beten können. Und auch hier gibt Jesus eine klare Auskunft: „Wenn schon ihr euren Kindern gute Gaben gebt, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen gute Gaben geben, die ihn darum bitten!“
Das ist der Schlüssel: Gott, der Allmächtige, der alles geschaffen hat, will sich uns als „unser Vater“ zeigen. Wer Gott so kennen lernt, für den ist Gebet keine Pflichtübung mehr, sondern Ausdruck einer ganz persönlichen Beziehung. Diese Einladung wird am Anfang des Johannesevangeliums so ausgedrückt: „Allen, die Jesus aufnahmen, gab er das Recht, Gottes Kinder zu sein“ (Johannes 1,12). Wer das erlebt, für den gibt es keinen Zweifel mehr: Beten hilft.
Was bedeutet es eigentlich, Christ zu sein? Eigentlich eine einfache Frage, sollte man denken. Und doch herrschen an dieser Stelle viele Missverständnisse. Landläufig gilt die Gleichsetzung: Ein Christ ist ein guter Mensch, jemand, der sich nichts zu schulden kommen lässt. Andere denken: Christ ist, wer getauft und Mitglied einer Kirche ist. Wieder andere setzen Christ sein und sozialen Einsatz gleich: Ein Christ ist, wer sich für die Benachteiligten einsetzt.
Jede dieser Ansichten hat einen wahren Kern. Sicher sollte ein Christ sich um ein anständiges Leben bemühen. Natürlich sollte jeder Christ aktives Mitglied einer christlichen Gemeinde sein. Und selbstverständlich wird ein Christ sich – so wie Jesus es tat – besonders den Bedürftigen zuwenden. Und doch: Allein das macht noch niemanden zu einem Christen. Denn Christsein definiert sich nicht durch das, was ein Mensch tut, sondern zu wem er gehört. Das Wort „Christ“ selbst sagt es sehr deutlich: Ein Christ ist jemand, der zu Jesus Christus gehört; ein Christ ist einer, der sein Leben mit Christus verbunden hat.
Keiner ist automatisch ein Auto, nur weil er vielleicht in einer Garage zur Welt kam. Genauso ist niemand automatisch Christ, weil er in einer christlichen Familie oder Umgebung geboren wurde. Christsein braucht eine Entscheidung, die jeder persönlich für sich treffen muss. Es ist die Entscheidung, sein Leben nicht in eigener Regie zu führen, sondern bewusst in der Beziehung zu Jesus Christus zu leben. Im Neuen Testament können wir lesen, wie die ersten Christen zu dieser Entscheidung kamen. Eines Tages begegneten sie Jesus, der sie ansprach und aufforderte, alles hinter sich zu lassen und ihm nachzufolgen. Simon und Andreas, Johannes und Jakobus, das waren die Namen dieser ersten Nachfolger von Jesus.
Seit diesen Tagen leben unzählige Männer und Frauen aus allen Ländern und Kulturen bewusst als Christen. Sie alle sind Menschen, die den Ruf von Jesus gehört haben: „Komm und folge mir nach!“ Sie alle sind Menschen, die auf dem Weg mit ihm echtes Leben gefunden haben. Christsein ist also keine Frage der Religionszugehörigkeit, sondern der Lebensverankerung: Christen haben ihr Lebenszentrum in Jesus Christus. Ein Angebot, das jedem gilt.
Glauben an Gott ist nichts Theoretisches. Es ist kein gedankliches Experiment, sondern eine neue Art zu leben. Dabei verändert sich alles: das Denken, das Fühlen, das Handeln. Die inneren Einstellungen ebenso wie die Taten. Diese völlige Umorientierung folgt zwangsläufig aus der Tatsache, dass ein neuer Faktor ins Leben gekommen ist. Dieser Faktor heißt Gott. Mit Gott kommt Licht ins Leben hinein. Alles sieht anders aus, weil dieses Licht darauf scheint. Bevor ich ihn kennen lernte, war die Welt für mich ein Rätsel: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Warum gibt es mich überhaupt? Warum existiert das, was ich um mich herum sehe – Bäume, Blumen, Steine, Tiere, Menschen, Sterne? Was ist der Sinn von allem? Wenn ich ein Produkt des Zufalls bin, kann ich nur dem Zufall für meine Existenz danken. Aber der Zufall hat kein Gesicht; keine Augen, mich zu sehen; keine Ohren, mich zu hören; keinen Mund, um mit mir zu reden; kein Herz, um mich zu lieben.
Weil aber Gott der wahre Autor der Weltgeschichte ist, weiß ich auf einmal, wem ich danken kann. Wenn ich die Augen zum Himmel erhebe, starre ich nicht ins Leere. Nein, mein Blick wird erwidert. Noch besser und richtiger müsste man sagen: Ich schaue endlich zu meinem Schöpfer hoch, der mich, sein Geschöpf, schon immer voller Liebe und Anteilnahme anschaut. Und ich merke: Er ist kein ferner, uninteressierter, harter Gott. Sondern er ist der liebevolle Vater, den Jesus Christus uns vor Augen gemalt hat und von dem auch schon die Verfasser des Alten Testaments, des ersten Teils der Bibel, berichteten. So beschreiben ihn die Psalmen: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte ... So wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten“ (Psalm 103).
Weil das so ist, ist Dankbarkeit unsere einzig angemessene Antwort. „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich!“ Wenn wir dieser Aufforderung nachkommen, mitten im Alltag, werden wir überstrahlt von einem Licht, das nie verlöscht. An jedem Tag ist das ein Schlüssel zur Freude und ein Schlüssel zur Erfahrung Gottes: Dankbarkeit einüben.
Hinwendung zu Gott umfasst immer den ganzen Menschen. Das Gefühl ist genauso beteiligt wie der Verstand. Kopf und Herz sind in gleicher Weise gefordert, wenn es darum geht, Gott zu begegnen.
Gott ist als Schöpfer unermesslich grösser als das Geschöpf. Und weil er nicht bloss der Gott eines Teilbereichs ist, sondern Alles in Allem umfasst, kann es gar nicht anders sein, als dass wir alle unsere Sinne einsetzen müssen, um zu versuchen, ihn zu erfassen. Jesus hat diese Tatsache so ausgedrückt: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, ganzer Seele, mit all deiner Kraft und deinem ganzen Verstand“ (Matthäus 22,37). Gott zu begegnen schließt Denken, Fühlen, Wollen, Handeln und alles andere mit ein. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns auf dem Weg zu Gott auch um gedankliche Erkenntnis Gottes bemühen. Verstand und Denken sind gefragt.
Dabei ist es ganz klar: Wenn ein sterblicher Mensch, der in Raum und Zeit eingebunden ist, den unsterblichen ewigen Gott erfassen will, so ist das von Anfang an ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist so, als wollte ein Kind mit einem Plastikeimer den Ozean ausleeren. Selbst wenn alle Kinder und Erwachsenen dieser Welt gleichzeitig daran arbeiteten, würde es nicht gelingen. Und so stehen wir vor einem Dilemma: Auf der einen Seite sollen wir uns um Erkenntnis Gottes bemühen. Auf der anderen Seite wissen wir, dass das nicht gelingen kann jedenfalls nicht allein auf dem Weg menschlicher Anstrengung. Glücklich, wer überhaupt bis zu diesem Punkt der Erkenntnis vorstößt!
Hier aber kommt uns Gott zu Hilfe, wenn wir ihn darum bitten. Er hat einen Weg vorbereitet, auf dem wir ihn erkennen können. Es ist ein doppelter Weg. Erstens lädt er uns auf ein Lebensexperiment ein. Dieses Experiment ist der gelebte Glaube, das Vertrauen auf die Gegenwart Gottes im Alltag. Auf diesem Weg lernen wir Gott Stück für Stück besser kennen. Und zweitens sendet Gott seinen Geist in unser Herz. Er selbst kommt uns nahe und erleuchtet uns, so dass wir ihn erkennen – in der Kraft und Wirklichkeit seines Geistes. Dass das geschieht, darum können wir ihn bitten.
Friede - dieses Wort steht ganz oben auf der Wunschliste vieler Menschen. Friedensgebete und Demonstrationen für den Frieden ziehen Tausende an. Wir sind bereit, uns für Frieden einzusetzen. Und doch scheint unsere Friedensfähigkeit nur begrenzt. Das zeigen die unzähligen kriegerischen Auseinandersetzungen, die allein in den letzten Jahrzehnten stattgefunden haben.
Dabei müssen wir nicht erst in die große Politik gehen, um zu merken, wie schwer das mit dem Frieden ist. Schon in den kleinsten Gemeinschaften, in Familien und Nachbarschaften, unter Freunden und am Arbeitsplatz ist es nicht leicht, Frieden zu halten. Die Unfähigkeit - oder auch Unwilligkeit - zum Frieden hat ihre Ursache im Inneren des Menschen und wirkt sich in allen Bereichen aus.
Die Bibel sagt, dass Gott ein "Gott des Friedens" ist (z. B. Römer 15, 33; 1. Thessalonicher 5, 23). Und darum ist bei ihm ist der Ursprung und die Quelle des Friedens zu finden. Wenn Gott uns nahe kommt, erfahren auch wir seinen Frieden. Er möchte uns im umfassenden Sinn mit seinem Frieden beschenken. Er lädt uns ein, "Frieden mit Gott" zu schließen. Die Grundlage dafür ist, dass Gott mit uns schon Frieden geschlossen hat, als Jesus Christus am Kreuz stellvertretend für uns starb. Er hat unsere Schuld auf sich genommen und die Kluft, die uns von Gott trennte, überbrückt. Gott hat die Feindschaft der Menschen, die nichts von ihm wissen wollten, überwunden und hat uns zu seinen Freunden gemacht. Wer das annimmt, kann nun zu ihm "Vater" sagen und gehört in seine Familie. Die Erfahrung, dass alles vergeben ist, erfüllt nun auch unser Herz mit dem Frieden Gottes. So ist dieser Friede nicht nur ein "objektiver Tatbestand", sondern kann zu einer persönlichen Erfahrung werden.
Wer Frieden mit Gott gefunden hat, kann auch lernen, mit anderen in Frieden zu leben. Gottes Frieden erfasst nun alle Bereiche des Lebens. So können wir wirklich Frieden finden, auch im Hinblick auf die eigene Lebensgeschichte.
Was ist Glaube? Ist es ein vages Vermuten, ein Nicht-Genau-Wissen? Eine schwache Hoffnung, die sich auf Wünschen und Hörensagen gründet? Das biblische Verständnis von „Glauben“ ist etwas ganz anderes.
Um das zu verstehen, müssen wir in die biblischen Ursprachen schauen – Hebräisch für das Alte Testament, Griechisch für das Neue. Das hebräische Wort für Glauben bedeutet eigentlich „fest gründen, sich auf etwas stellen“. Glauben heißt also, sich auf eine Grundlage stellen, die fest steht. Nicht der Glaube muss fest sein, sondern das, worauf er gründet. Eine ähnliche Wortbedeutung finden wir im Griechischen, wo das Wort die Bedeutung „festmachen, anheften“ hat. Beim Glauben ist also nicht die Frage, wie stark oder überzeugt der Glaube selbst ist, sondern ob das, woran einer glaubt, glaubwürdig und verlässlich ist.
An Gott glauben heisst deshalb nicht, sich rein vom Kopf her vorzustellen, dass es einen Gott geben könnte, und Für und Wider dieser Ansicht abzuwägen. Sondern an Gott glauben umfasst den ganzen Menschen, sein Denken, Fühlen und Wollen. Und nicht zuletzt auch das, was er tut.
Ein Bild kann das am Besten verdeutlichen. Stellen wir uns vor, im Winter ist ein Teich zugefroren. Auf der Eisdecke sind viele unterwegs, laufen auf Schlittschuhen oder fahren mit dem Schlitten. Ein Mensch steht am Rand und fragt sich, ob das Eis wohl auch ihn halten wird. Die anderen winken ihm zu, ermutigen ihn, auch den Schritt auf die Eisdecke zu wagen. Er wird nur dann Gewissheit über die Frage bekommen, ob das Eis auch ihn trägt, wenn er es wagt, das sichere Ufer zu verlassen und sich auf das Eis zu begeben.
So ist es auch mit dem Glauben: Er ist die Antwort auf Gottes Zusage, dass er bei uns sein will. An Gott glauben heißt, sich ganz auf ihn zu verlassen. Ihn an die erste Stelle zu setzen und dann zu erleben, dass Gott nicht bloß ein Gedanke, eine Theorie oder vage Idee ist. Wer es wagt, Gott sein ganzes Leben anzuvertrauen, wird Wunder erleben.
Welches Bild haben wir von Gott? Davon hängt viel ab. Für manche ist Gott nicht viel mehr als ein philosophischer Gedanke, eine interessante Denkmöglichkeit. Für andere existiert er zwar, ist aber weit entfernt und ohne echte Bedeutung für ihr alltägliches Leben. Manche sehen Gott als lieben Opa mit veralteten Ansichten, der niemals böse sein kein, der zu allem Ja und Amen sagt. Wieder andere sehen ihn als himmlischen Polizisten, der kleinlich eine Strichliste über unsere großen und kleinen Vergehen führt.
Addiert man dazu die Gottesvorstellungen anderer Religionen, so wird deutlich, dass eine große Vielfalt und Beliebigkeit herrscht. Gibt es nur einen Gott oder vielleicht Tausende? Ist Gott erkennbar oder völlig unergründbar? Bei allen unterschiedlichen Vorstellungen wird klar: Was wir über Gott denken, prägt unser Verhalten ihm gegenüber. Und noch etwas wird deutlich: Wir Menschen sind Experten darin, uns selbst "Bilder von Gott" zu schaffen, je nach unseren Vorlieben und Bedürfnissen. Doch damit übertreten wir ständig das zweite Gebot: "Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!" (2. Mose 20,4+5)
Den menschlichen Vorstellungen von Gott, den unklaren Ahnungen und selbst gemachten Bildern stellt die Bibel entgegen: Gott ist heilig. Die Heiligkeit Gottes ist die grundlegende Tatsache, wenn wir über ihn nachdenken. Heute ist das Wort "heilig" in unserem Sprachgebrauch kaum noch zu finden. Was genau ist mit "Gottes Heiligkeit" gemeint? Der Prophet Jesaja hatte eine Vision, in der er Gottes Heiligkeit wahrnahm. Seine Reaktion: "Wehe mir, ich vergehe!" (Jesaja 6,1ff)
Gott ist heilig, das heißt: Gott ist erschreckend anders, als wir uns je vorstellen können. Gott ist konkreter, wirklicher, als wir je gedacht haben. Er ist das Licht, wir sind bestenfalls die Schatten. Gott ist absolut gut und rein. Er ist pure Macht, pure Liebe, pure Autorität. Die Bibel gebraucht ein Bild dafür: "Vor seinem Angesicht flohen Erde und Himmel" (Offenbarung 20,11). Wenn ein Mensch auch nur den Anfang einer Ahnung davon bekommt, dass Gott heilig ist, ist er auf dem richtigen Weg zum Glauben. Denn: "Ehrfurcht vor Gott ist der Anfang der Weisheit" (Sprüche 9,10).
Zu Gott finden bedeutet auch, zu sich selbst zu finden. So herum ist die Aussage richtig. Denn Gott ist der Schöpfer unseres Lebens. Von ihm erhalten wir alles, was uns zu Menschen macht. Er ist der Ursprung unserer Identität. Häufig wird jedoch diese Aussage umgedreht. Es wird gesagt: "Wenn wir in uns selbst suchen, dann finden wir Gott." Doch das stimmt nicht, und zwar aus mehreren Gründen.
Erstens: Gott ist Gott und der Mensch ist ein Mensch. Gott ist der Schöpfer, wir seine Geschöpfe. Es besteht ein unendlicher Abstand zwischen dem ewigen Gott und uns von Zeit und Raum begrenzten Menschen.
Der zweite Grund ist ebenso bedeutsam: Gott ist heilig, unendlich weise und gut. Wir Menschen jedoch sind, so sagt es die Bibel, gekennzeichnet von Sünde. Anders ausgedrückt: Wir haben uns von Gott abgewendet. So finden wir bei uns selbst beides: Auf der einen Seite als Geschöpfe Gottes ein Stück von ihm - das, was die Bibel als "Gottesebenbildlichkeit" beschreibt. Und auf der anderen Seite genau das Gegenteil, nämlich die Zerstörung dieser Wirklichkeit.
Das alles hat direkte Auswirkungen auf unsere Identität, also auf die Frage, wer wir eigentlich sind. Wir haben eine Ahnung davon, von woher wir kommen. Die Bibel sagt, dass Gott die "Ewigkeit in unsere Herzen" gelegt hat. (Prediger 3,11) Auf der anderen Seite ist diese aus Gott stammende Identität in uns entstellt, statt dessen "ist das Dichten und Trachten des Menschen böse immerdar" (1. Mose 6,5) Diese Spannung beschreibt die Identität von uns Menschen ohne Gott.
Doch ist das nicht das Ende. Durch die Erlösung, die Jesus Christus in diese Welt gebracht hat, können wir zu neuen Menschen werden. "Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, Neues hat begonnen" (2. Korinther 5,17). Wir können unsere wahre Identität wieder entdecken, wenn wir durch Jesus Christus neu zu Gott finden. Der Kirchenvater Augustinus hatte durch die Begegnung mit ihm eine völlige Lebenserneuerung erfahren. In seinem Buch "Bekenntnisse" drückt er es so aus: "Zu dir hin, Gott, hast du uns erschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir."
Es gäbe keinen christlichen Glauben und keine Kirche ohne ihn: Jesus Christus. Das Abendland hätte ein völlig anderes Gesicht, ja die gesamte Weltgeschichte und Weltkultur seit 2000 Jahren sähe ganz anders aus, hätte es Jesus nicht gegeben.
Er ist die zentrale Figur. Über keine andere Person sind so viele Bücher geschrieben worden wie über Jesus, kein anderer ist der Gegenstand so vieler Kunstwerke, Gemälde, Gedichte, Hymnen und Lieder wie er. Das Buch, das von ihm berichtet, das Neue Testament der Bibel, ist in mehr Sprachen übersetzt worden als jedes andere Buch und in milliardenfachen Auflagen verbreitet worden.
Erstaunliche Wirkung
Dabei schien nur wenig darauf hinzuweisen, dass dieser Mann aus dem Dorf Nazareth in Galiläa solch eine Bedeutung erlangen würde. Er lebte in einem eher unbedeutenden Gebiet am Rande des römischen Reiches, er hatte keine Finanzmittel, kein Heer, keinen Staatsapparat oder ähnliches zur Verfügung. Sein öffentliches Wirken dauerte höchstens drei Jahre. Wie ist die erstaunliche Wirkung dieses Menschen zu erklären?
Fenster zum Himmel
Die Evangelien, die das Leben von Jesus beschreiben, zeichnen in ihrer präzisen Knappheit und Konzentration das Wesentliche auf, zeichnen das Bild eines wahrhaft außergewöhnlichen Menschen, der eine ungeheure Wirkung auf alle hatte, die ihm begegneten. Nicht nur die erstaunlichen Heilungen, die durch ihn geschahen, erregten Aufsehen. Und es waren auch nicht nur die wunderbaren Geschichten, die er erzählte, Geschichten, die wie Fenster in den Himmel waren.
Es war Jesus selbst, der die Menschen anzog. Die Kinder liefen auf ihn zu und ließen sich von ihm umarmen und segnen. Wer Jesus in die Augen schaute, entdeckte plötzlich sein eigenes Herz. Vor Jesus musste jeder Antwort geben, Antwort auf die Frage von Wahrheit und Lüge, von Recht und Unrecht, von Gott gehorsam sein oder gegen ihn aufbegehren. Kein Wunder, dass manche sich gegen Jesus wandten. Wider besseres Wissen verschlossen sie sich gegen ihn und suchten nach Wegen, ihn aus dem Weg zu räumen. So wurde Jesus schließlich gefangen genommen und wie ein gemeiner Verbrecher ans Kreuz genagelt.
Nicht das Ende
Wäre das das Ende der Geschichte von Jesus, wäre er heute sicherlich längst vergessen. Doch der Tod konnte Jesus nicht halten. Wer mehr wissen will, sollte unbedingt die Evangelien lesen, und den Kontakt suchen – zum lebendigen Jesus.
Auf Kirchtürmen, als Kettenanhänger, auf Friedhöfen: Überall begegnen wir dem Kreuz. Vage wissen viele noch, dass es etwas mit dem christlichen Glauben zu tun hat. Doch was verbirgt sich hinter diesem Symbol?
Was verbirgt sich hinter dem Symbol des Kreuzes?
Das Kreuz. Zwei Balken, zusammengezimmert, daran ein sterbender Körper. Der da stirbt, ist Jesus, ein Mann aus Nazareth. Seine Anhänger glaubten an ihn als Messias, als Retter und Erlöser. Seine Feinde sehen in ihm den Aufrührer und Gotteslästerer. So beschließen sie, ihn zu beseitigen. Jesus wehrt sich nicht, als er verraten und der Macht der jüdischen Führer und römischen Besatzer ausgeliefert wird. Auf einem kleinen Hügel außerhalb Jerusalems wird er an den Balken genagelt. Noch im Sterben betet er für die, die ihn umbringen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“
Sinnloses Ereignis?
Ist das nur ein heroischer Tod? Ist dieses ungerechte Urteil und diese grausame Hinrichtung nur ein weiteres sinnloses Ereignis der Weltgeschichte? Die biblischen Evangelien, die das Leben von Jesus darstellen, berichten ausführlich über sein Sterben. Für sie ist es das Zentrum. Denn hier besiegelt Jesus das, was er gesagt und gelebt hat. Er selbst erklärte, warum er ans Kreuz gehen musste – und wollte: „Ich bin nicht gekommen, um mir dienen zu lassen, sondern mein Leben zu geben als Lösegeld für die Vielen“ (Die Bibel, Markus, Kapitel 10, Vers 45). Sein Tod am Kreuz war der Wendepunkt der Weltgeschichte. Denn die Frage ist nicht: Wie war sein Sterben – wie furchtbar, grausam und ungerecht? Sondern die tiefere Frage lautet: Wer ist es, der hier stirbt?
Pluszeichen des Lebens
Die Bibel gibt die Antwort: Es ist Gott selbst, der in Jesus Mensch wurde und die Schuld der gesamten Menschheit auf sich lud. Er ist es, der am Kreuz hingerichtet wird und stellvertretend für alle stirbt. Jesus ist das Opferlamm, das die Sünden der Welt hinwegträgt. So sagte es Johannes der Täufer in der Bildersprache der Bibel. So ist das Kreuz zu Recht Zentrum des Christentums. Denn hier dreht Gott alles um: Die Sünde wird vergeben. Der Tod wird besiegt. Das Symbol des Todes wird zum unauslöschlichen Pluszeichen des Lebens.
"Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm", heißt es in der Bibel im 1. Johannesbrief, Kapitel 4, Vers 10. Diese Aussage aus dem Neuen Testament ist wie ein Fenster in einen erleuchteten Saal. So zeigt sich Gott denen, die ihn suchen.
Gott ist Liebe - eine einzigartige Aussage.
Gott ist Liebe - diese Aussage ist einzigartig in der Welt der Religionen. Sie gehen häufig von einer Vielzahl von Göttern aus, die zueinander im Widerstreit stehen. Und wenn sie, wie der Islam, dessen Gründer Mohammed starke Anleihen bei den Juden und Christen gemacht hat, einen einzigen Gott verkündigen will, ist dieser häufig starr, unbeweglich und unnahbar. Oder er ist blutleer und gesichtslos, wie der Gott der Philosophen, eher eine Idee als ein lebendiger Schöpfer und Gestalter.
Selbsthingabe
Gott ist Liebe - das ist ganz revolutionär! Denn daran muss sich jede Gottesvorstellung, aber auch unser ganz praktisches Leben messen lassen. Gott ist Liebe, und diese Liebe zeigt sich immer wieder: In unzähligen Wohltaten Gottes und vor allem im Leben und Sterben von Jesus Christus. Am Kreuz offenbart sich die Liebe Gottes in ihrer ganzen Selbsthingabe: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab" (Die Bibel, Johannesevangelium, Kapitel 3, Vers 16). Die Liebe Gottes ist kein leerer Gedanke, sondern gibt sich selbst hin für uns Menschen, die wir ohne diese Liebe ins Nichts laufen würden. Deshalb ist das Kreuz das Wahrzeichen des Christentums: Gott, der sich selbst opfert für eine gottlose Welt.
Mehr als Liebe
Seit dem Kreuz hat Liebe eine Gestalt: die von Jesus von Nazareth. Und deshalb stimmt auch der Umkehrsatz nicht: Liebe ist Gott. Nein, Gott ist viel mehr als Liebe! Er ist auch Allmacht, Allwissenheit, Heiligkeit, Reinheit, Autorität... - Worte reichen nicht aus, um ihn zu beschreiben. Und er lässt sich nicht hineinpressen in unsere Vorstellungen, auch nicht unsere Vorstellungen von Liebe.
Aber er öffnet uns sein Herz. Und wenn wir es sehen, werden wir verändert. Seine unendliche Liebe entzündet uns zur Liebe. Unser Leben wird hell, erfüllt von Liebe, die Hoffnung und Vertrauen, Friede, Geduld, Gelassenheit und Freundlichkeit gleich mit sich bringt. Martin Luther hat einmal gesagt: "Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe." Wer ihm begegnet, kann nicht kalt und gleichgültig bleiben.
Wir können uns nicht selbst erlösen. Wir Menschen können zwar viel, aber in Sachen Gott sind wir ganz hilflos. Wir können nicht aus eigener Kraft, Frömmigkeit oder Wissen die Kluft überbrücken, die uns von Gott trennt. Wir schaffen es nicht allein.
Die Verbindung zwischen Gott und den Menschen wurde unterbrochen - und durch Jesus Christus wiederhergestellt.
Das ist für viele von uns eine ganz bittere Pille, die zu schlucken uns überhaupt nicht gefällt. Denn keiner lässt sich gerne sagen, dass er etwas nicht kann. Wir möchten gern alles in der Hand haben. Doch wir können nicht aus uns selbst heraus zu Gott kommen. Dies ist eine ganz zentrale Wahrheit des christlichen Glaubens. Hier unterscheidet sich die Botschaft der Bibel grundlegend von allen Philosophien, die den Menschen selbst in den Mittelpunkt setzen. Wir brauchen Hilfe. Hilfe in Sachen Gott, in Sachen Himmel, in Sachen neues Leben. Spätestens hier sind wir am Ende unserer eigenen Möglichkeiten. Aus uns selbst heraus können wir weder Gott erkennen noch ihm gefallen.
Auf Hilfe angewiesen
Wenn wir den Mut aufbringen, unser Leben ehrlich anzuschauen, merken wir, dass wir in Wirklichkeit nicht nur hier, sondern auch bei unzähligen anderen Dingen auf Hilfe angewiesen sind. Der norddeutsche Dichter Matthias Claudius hat das klassisch ausgedrückt: "Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel. Wir spinnen Luftgespinste und suchen viele Künste und kommen weiter von dem Ziel!"
Doch genau darum geht es: das Ziel zu erreichen. Das Ziel unseres Lebens findet seine Vollendung nur in Gott. Nur wenn die unterbrochene Verbindung zu ihm, unserem Ursprung, wieder geheilt ist, können wir das wirkliche Leben ergreifen.
Kluft überbrückt
Die gute Nachricht der Bibel ist, dass die Kluft schon längst überbrückt worden ist. Gott hat sich auf den Weg zu uns gemacht. Er selbst ist die Brücke geworden, indem er in Jesus Christus Mensch wurde und zugleich wahrer Gott war. Er ist der Mittler, der, bildlich gesprochen, am Kreuz mit seinen ausgebreiteten Armen Himmel und Erde zusammenbringt: "Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung" (Die Bibel, 1.Timotheus, Kapitel 2, Vers 5+6).
Jesus hat Jünger in seine Nachfolge berufen: „Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen!“ (Matthäus 4,19)
Nachfolge beschreibt aber auch eine Haltung, sich an Jesus zu orientieren. Dies kann auch negative Folgen nach sich ziehen, „das Kreuz (Jesu) auf sich nehmen“ (Lukas 14,27), sich selbst zu verleugnen (Markus 8,34), d. h. Nachteile in Kauf zu nehmen. Auf der Nachfolge Jesu liegt aber eine große Verheißung: „Wer mir nachfolgt, wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12)
Außerdem hat Jesus uns den Auftrag der Nachfolge erteilt. So können wir in Matthäus 28,16-20 folgenden Text lesen.
Der Missionsbefehl
Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Opfer zu bringen ist nicht gerade beliebt. Es ist uns eher unangenehm, etwas aufzugeben. Trotzdem ist der Gedanke des Opferns, des Loslassens und Aufgebens, tief in unserem Bewusstsein verankert.
Zur Zeit der Bibel wurden Tiere als Opfer für Gott verbrannt.
In fast allen Religionen versuchen die Menschen mit Darbringung von Opfern etwas zu bewirken. Sie opfern ihrer Gottheit Früchte oder ein geschlachtetes Tier, und hoffen, so das Wohlgefallen der Götter oder Vergebung der Sünden zu erlangen. Denn rund um den Erdball sitzt tief in der Seele der Menschheit eine Erinnerung an einen Riss in der Wirklichkeit verankert. An den Riss in der Beziehung von Gott und Mensch, die der Mensch seit jeher versucht zu kitten.
Opfer für Gott
Auch in der Bibel wurde geopfert. Im Alten Testamentes ist von Dankopfern und Lobopfern die Rede, aber auch vom großen Opfer zur Sündenvergebung am Tag der Versöhnung. Doch anders als sonst üblich, werden diese Opfer nicht den Ahnen, vielen verschiedenen Göttern oder auch bösen Geistern dargebracht. Weil alles Leben nur von Gott kommt, weil er allein der Schöpfer und wahre Herrscher ist, stehen nur ihm diese Opfer zu. Indem das Volk Gottes diese Opfergaben bringt, erkennt es Gottes Herrschaft an und zeigt, dass es sich ganz und gar von ihm abhängig weiß.
Lernt Gutes zu tun
Schon im Alten Testament wird aber deutlich, dass diese Opfer nur vorläufig Gültigkeit besitzen. Gott zeigt nämlich, dass es ihm um etwas ganz anderes geht als um diese äußerlichen Opfergottesdienste. So sagt der Prophet Jesaja im Auftrag Gottes: "Was soll ich mit euren vielen Opfern? fragt der Herr. Das Blut von Stieren, Lämmern und Böcken mag ich nicht. Macht Schluss mit eurem üblen Treiben! Lernt Gutes zu tun, sorgt für Gerechtigkeit, haltet die Gewalttätigen in Schranken, helft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht!" (Die Bibel, Jesaja, Kapitel 1, Verse 11-17). Gott will also keine Opfer, sondern ein erneuertes Leben.
Opfer aus Liebe
Die Geschichte Gottes geht aber noch weiter. Weil alle Opfer der Menschen nicht ausreichen, um den Riss zwischen Gott und den Menschen zu heilen, opfert er sich selbst. Jesus, Gottes Sohn, opfert sich durch seinen Tod am Kreuz. Er stirbt, damit wir leben können. Der Schöpfer selbst gibt sich in Jesus für sein Geschöpf hin - aus Liebe. Wer das begreift, kann nun wirklich anders leben - ein erneuertes Leben aus Dankbarkeit für Jesus.
Wer die biblische Ansicht der Weltgeschichte begreifen will, der kommt an diesem Thema nicht vorbei: Prophetie.
Prophetie ist mehr als nur die Voraussage der Zukunft.
Gott brauchte die Propheten als Sprachrohr für sein Handeln mit dem Volk Israel und letztendlich mit allen Völkern der Welt. Im Alten Testament machen deshalb die prophetischen Bücher den grössten Teil aus. Propheten bringen Botschaften von Gott, manchmal direkt zu einzelnen Menschen - manchmal aber auch zu ganzen Völkern und für ganze Epochen. Einige "große" Propheten sind uns bekannt: Jesaja, Jeremia, Amos, Micha; vielleicht auch noch einige "Kleine" wie: Obadja, Nahum, Zephanja, Maleachi. Mit "gross" oder "klein" ist einfach die Länge der Bücher im Alten Testament gemeint.
Doch auch in anderen geschichtlichen Büchern begegnen uns Propheten: Nathan zum Beispiel, der den großen König David mit seiner Schuld konfrontierte. Oder Elia, der das Volk Israel zu einem wahren und lebendigen Gott zurückrief. Aber nicht nur zu Israel wurden Propheten gesandt. Jona bekam etwa den Auftrag, in Ninive, der Hauptstadt der damaligen Weltmacht Assyrien, die Menschen zur Umkehr aufzurufen. Propheten hatten also einen ganz entscheidenden Platz in der Geschichte. Doch was genau ist eigentlich Prophetie?
Mehr als Zukunftsvorhersage
In der Bibel ist Prophetie mehr als nur die Voraussage der Zukunft. Prophetie bedeutet, Gottes Wort zu den Menschen zu bringen - konkret, zugespitzt, und mit der Notwendigkeit, sich zu entscheiden, hier und jetzt. Und die Bibel unterscheidet zwischen wahren und falschen Propheten. Wahre Propheten sind von Gott gerufene Menschen, die in seinem Auftrag vor falschen Wegen warnen, Gottes Gericht androhen und seine Gnade verkündigen. Sie treten für Gottes Maßstäbe ein, für Recht, Gerechtigkeit und Wahrheit, und sie sprechen sich gegen Götzendienst und Unterdrückung der Armen aus.
Der Doppelpunkt
Trotzdem bleiben die Botschaften der Propheten im Alten Testament noch offen. Sie sprechen von Gottes guten Zielen mit der ganzen Welt und weisen auf den kommenden Messias hin, der Gottes Frieden, Heil und Erlösung bringen wird. Die Prophetie ist also wie ein Doppelpunkt. Wie ein Satz ohne Ende. Sie findet ihre Erfüllung erst in Jesus Christus: Er ist der Punkt hinter dem Satz. Er ist das Zentrum der Weltgeschichte Gottes.
Im Nahen Osten ist Wasser eine Kostbarkeit. In den langen Dürreperioden zwischen den Regenzeiten muss man die Stellen genau kennen, an denen es zu finden ist. Diese Erfahrung wird in der Bibel immer wieder als Symbol für unser Leben angewandt.
Wir brauchen Wasser, um zu überleben.
Besonders die Psalmen erzählen in bildhafter Sprache von dem Weg, den ein Mensch zurücklegt, und von den Quellen, die er auf diesem Weg finden muss, um weiter zu kommen: "Wenn sie durchs Wüstental wandern, brechen dort Quellen auf." (Die Bibel, Psalmen, Kapitel 84, Vers 7)
Was bedeuten diese Quellen für unser Leben? Wie können wir auf unserem Weg weiterkommen, ohne zu verdursten? Aus welchen Quellen können wir schöpfen?
Quelle 1: Gottes Wort
Eine dieser Versorgungsstationen ist Gottes Wort. In der Bibel erfahren wir, was uns gut tut, und wir lernen mehr über Jesus Christus. Wir lesen, welche guten Pläne Gott für diese Welt hat und wie wir daran Anteil haben können. Aus der Bibel können wir zu allen Zeiten unseres Lebens neue Kraft schöpfen. Sie hilft uns, den Durchblick zu bewahren.
Quelle 2: Gebet
Gebet ist eine weitere Quelle. Es ist das ganz persönliche Gespräch mit Gott, unserem Vater, unserem Schöpfer, unserem Erlöser, unserem Freund, unserem Herrn. Gebet besteht aus reden und hören. Wenn wir beten, schöpfen wir immer wieder neue Kraft und Freude aus dem unermesslichen Reichtum Gottes.
Quelle 3: Gemeinschaft
Auch die Gemeinschaft ist eine Kraftquelle. Keiner muss als Christ alleine sein. Wir bekommen Schwestern und Brüder. Als "Familie" können und sollen wir einander helfen, unterstützen, für einander einstehen - auch ganz praktisch - und füreinander beten. Die Gemeinschaft der Christen ist gerade dann eine Quelle der Kraft, wenn unsere eigene Kraft nicht ausreicht.
Quelle 4: Gottes Geist
Und zuletzt: Gottes Geist. Er ist die größte Kraftquelle überhaupt. Als Schöpfer dieser Welt gibt Gott seine schöpferische Kraft, seinen Geist, in die Herzen derer, die an ihn glauben und ihn darum bitten.
Diese Quellen zu entdecken und aus ihnen zu schöpfen, ist lebensnotwendig, wenn wir als Christen leben wollen. Dadurch kommt Gott uns nahe. Dadurch bleiben wir im Kontakt mit ihm. Christen sind keine Selbstversorger, die aus eigner Kraft und Anstrengung leben. Christen leben von der Versorgung durch die Quellen, die Gott ihnen eröffnet.
Seit jeher bewegt die Menschheit die Frage nach Gerechtigkeit. Wir empfinden jede Art von Ungerechtigkeit als schmerzlich und sehnen uns nach einer Welt, in der Gerechtigkeit herrscht.
Wir sehen uns nach Gerechtigkeit.
Doch obwohl wir ein feines Empfinden für Recht und Unrecht haben, obwohl wir falsches und ungerechtes Verhalten schnell erkennen und verurteilen, tun wir selbst häufig genau das, was wir bei anderen kritisieren.
Der Widerspruch
Auch die Bibel setzt sich damit auseinander. An vielen Stellen werden wir dazu aufgerufen, gerecht zu leben: „Es ist dir gesagt; Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert: nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“ (Micha, Kapitel 6, Vers 8). Obwohl wir jedoch Gerechtigkeit und Gottes Gebote bejahen, brechen wir sie – in unseren Gedanken, Worten und durch ungerechtes Handeln. Auch diesen Widerspruch kennt die Bibel: „Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der du richtest. Denn worin du den andern richtest, verdammst du dich selbst, weil du genau dasselbe tust, was du richtest“ (Römer, Kapitel 2, Vers 1).
Weg aus dem Dilemma
Wir stecken also in einem Dilemma. Unser eigenes Gewissen verurteilt uns, weil wir genau das tun, wovon wir wissen, dass es falsch ist. Und die Bibel zeigt uns, dass kein Mensch aus eigener Kraft gerecht leben kann. Das müsste uns eigentlich in tiefste Verzweiflung stürzen oder könnte dazu führen, dass wir abstumpfen und unser Tun damit entschuldigen, dass wir nicht anders können. Doch die Bibel zeigt uns auch einen Weg aus diesem Dilemma hinaus.
Gott ist gerecht und seine Gerechtigkeit ist ein unveränderlicher Maßstab. Gott selbst hat aber auch alle Gerechtigkeit erfüllt. In Jesus Christus nimmt er, der Richter, die Rolle des Schuldigen ein. Am Kreuz nimmt er die Verfehlungen der ganzen Welt auf sich und spricht uns damit frei. Gott rechtfertigt uns in Jesus, er spricht uns gerecht. So wird ein neues, verändertes Leben möglich. Das Wort Rechtfertigung drückt in diesem Zusammenhang in ganz komprimierter Form dieses ungeheure Geschehen aus: In Jesus trägt Gott selbst unsere Schuld.
„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben denen, die an uns schuldig geworden sind!“ Dieser Satz hat es in sich. Er ist Teil des Gebets, das Jesus seinen Nachfolgern als eine Art „Mustergebet“ gab. So sollten sie beten. Um die Vergebung von Schuld.
Die Nachfolger von Jesus sollen um die Vergebung von Schuld beten.
Schuld. Es ist ein hässliches Wort. Keiner hört es gern. Wir sind schnell dabei, Missstände, Fehlverhalten oder Schuld bei anderen zu benennen, tun uns aber meist unendlich schwer, selbst Schuld zuzugeben. Die Bibel hingegen hat keine Scheu, Schuld beim Namen zu nennen. Sie redet nicht um den heißen Brei herum. Die Schuld der Großen wie der Kleinen wird schonungslos aufdeckt: Als David, der große König, einen Ehebruch beging, den er dann noch mit hinterhältigem Mord zu vertuschen versuchte, konfrontierte ihn der Prophet Nathan im Namen Gottes: „Du bist der Mann!“ Die wahre Größe Davids zeigte sich darin, dass er seine Schuld eingestand und um Gottes Vergebung bat.
Schuld wieder gut machen
Dass es Schuld gibt, ist die Grundvoraussetzung der Bibel und ist auch die Erfahrung der gesamten Menschheit. In allen Religionen hofft man, Schuld wieder gut zu machen. Im Islam bleibt die Unsicherheit, ob Gott vergibt, denn er lässt sich nicht festnageln. Im Hinduismus glaubt man, durch immer neue Wiedergeburten das schlechte Karma – also die angesammelte Schuld – abarbeiten zu können. Die griechischen Dramen stellen das Leben der Menschen als zwangsläufiges Schuldig werden dar.
So leuchtet das Besondere, das Neue der biblischen Botschaft auf: Nicht dass wir schuldig werden, ist der Inhalt der guten Botschaft, sondern, dass es Vergebung der Schuld gibt! Das ist das Zentrum des Evangeliums. Es gibt in dieser Hinsicht keine Unsicherheit mehr, seit Jesus Christus die Schuld der Welt auf sich genommen hat. Seitdem gilt, was Paulus einmal unvergleichlich ausgedrückt hat: „Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden“ (Römer, Kapitel 5, Vers 20).
Von Herzen vergeben
Doch die Größe dieser Gnade erkennen wir nur, wenn wir uns unserer Schuld stellen. Deshalb gehören die Erkenntnis von Schuld und Sünde zu einem Leben als Christ dazu. Und dass wir nicht nur um Vergebung für uns selbst bitten, sondern auch denen von Herzen vergeben, die an uns schuldig geworden sind.
Auch wenn es auf den ersten Blick anders zu sein scheint: In unserer Gesellschaft ist Treue einer der höchsten Werte. In einer Zeit, in der immer mehr Beziehungen zerbrechen, besteht eine große Sehnsucht nach Beständigkeit.
Die Bibel beschreibt Gott als ewigen Felsen.
Gibt es jemand, der zu mir steht, auch wenn andere sich abwenden? Und der mich annimmt, auch mit den dunklen Seiten meines Lebens, mit meinem Versagen, meiner Schwäche, meiner Unansehnlichkeit? Die Hoffnung, dass jemand treu zu uns steht, ist tief in uns verankert. Doch gleichzeitig merken wir, dass die menschliche Fähigkeit und Entschiedenheit, anderen treu zu sein, beschränkt ist.
Ewiger Fels
Die Bibel beschreibt Gott als den treuen Gott. Er ist der ewige Fels. Er ist unveränderlich in seiner Treue. Er bleibt sich selbst treu in seinen Worten und Taten, in seinem Wollen und Wesen. Gott kann nicht anders als treu sein, weil er sich selbst nicht verleugnen kann. Das bedeutet, dass wir uns immer und ohne jeden Zweifel auf Gott verlassen können. Gott ist treu. Das gibt unserem Leben einen festen Grund.
Auch unsere eigene Untreue kann daran nichts ändern. Denn das ist eine Tatsache: Wir handeln oft gegen das, was wir selbst für wahr und richtig erkannt haben. Auch als Menschen, die Gott vertrauen wollen, als Christen, die Jesus Christus nachfolgen und ihr Leben nach seinen Worten gestalten wollen, sind wir nicht davor gefeit. Immer wieder fallen wir in unsere alten Lebensmuster, entscheiden uns für den falschen Weg und handeln gegen besseres Wissen. Der Apostel Paulus hat diesen Konflikt zwischen dem, was wir als richtig erkannt haben und leben wollen, und unseren tatsächlichen Gedanken, Worten und Taten, so ausgedrückt: „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich“ (Die Bibel, Römerbrief, Kapitel 7, Vers 16–19). Die gute Nachricht ist, dass Gottes Treue unabhängig von unserem Verhalten feststeht. „Sind wir untreu, so ist er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen“ (2.Timotheusbrief, Kapitel 2,Vers 13).
Festgenagelt
Gottes Treue ist die große Grundtatsache, die die Welt und unser persönliches Leben zusammenhält. Gott ist treu in seiner Schöpfung und treu in seiner Erlösung. Das Kreuz ist das Treuezeichen Gottes, das mitten in die Weltgeschichte hineingerammt ist. Die Nägel, die die Hände und Füße von Jesus Christus durchbohrt haben, zeigen: In Jesus lässt Gott sich auf seine Liebe im wahrsten Sinne des Wortes „festnageln“.
„Kehrt um, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!“ (Die Bibel, Matthäus, Kapitel 4, Vers 17). So lautete der Ruf, mit dem Jesus seine Zeitgenossen konfrontierte. Das war der Kern seiner Botschaft.
Umkehr ist also ein ganz zentrales Wort für das Leben eines Christen. Oder noch genauer: Es ist ein Grundwort. Denn erst durch die Umkehr zu Gott wird ein Mensch überhaupt zum Christen. In der deutschen Sprache gibt es eine Reihe verschiedener Worte für dieses biblische Grundwort: Busse, Bekehrung, Sinnesänderung. Auf Griechisch heißt es „metanoia“, wörtlich übersetzt „Umsinnung“. Es geht also um ein neues Denken und folgerichtig auch um ein neues Handeln. Um eine neue Richtung des Lebens, die alles umfasst. Um eine Neuordnung aller Werte und Prioritäten, um einen ganz neuen Blick auf die Wirklichkeit.
Nichts Negatives
Umkehr, Bekehrung, Busse ist also nichts Negatives, Trauriges, Niederdrückendes. Ganz im Gegenteil. Umkehr ist etwas ganz Positives, Heilsames, etwas, das Freude und Hoffnung bringt. Es geht um die Abkehr von dem, was zerstört und das Leben gefährdet, hin zu dem, was unser Leben erst richtig aufblühen lässt: Gottes guter Plan und Wille. Leider hat das Wort „Busse“ wegen einer sprachlichen Bedeutungsverschiebung einen negativen Beigeschmack bekommen. Doch „Busse“ ist keine Strafe, die einem Menschen gegen seinen Willen auferlegt wird. Ganz im Gegenteil. Wenn wir im Sinne von Jesus von Umkehr sprechen, müssen wir verstehen, dass sie die Tür zu einem erfüllten Leben öffnet.
Neues Leben möglich
Jesus erklärt dies so: Die Zeit von Gottes guter Herrschaft ist nahe herbeigekommen. Die Zeit, in der Blinde sehen und Lahme gehen, die Zeit, in der zerbrochene Herzen geheilt und niedergedrückte Menschen aufgerichtet werden. Die Zeit, in der Gott seine Gnade und Vergebung allen Menschen schenken will. Weil diese neue Zeit da ist, ist auch neues Leben möglich. Stellt euch darauf ein! So lädt Jesus seine Zuhörer ein. Er macht deutlich, dass Gottes Herrschaft nichts Theoretisches oder Abgehobenes ist, sondern wirklich anbricht. Weil er, Jesus, selbst der von Gott eingesetzte König der neuen Welt ist. Der Friedefürst, auf den die Völker hoffen.
Versöhnung ist ein Grundwort der Bibel. Und dennoch wird dieses Kernthema häufig vernachlässigt. Vielleicht liegt es daran, dass Versöhnung gar nicht so leicht umzusetzen ist.
Die Brücke als Versöhnung zwischen Gott und Menschen.
Versöhnung hat nämlich immer zwei Seiten und beide sind grundlegend für den biblischen Glauben: Die eine betrifft unsere Beziehung zu Gott und die andere unsere Beziehungen untereinander. Versöhnung ist also ganz zentral für unser Leben.
Die Kluft
Am Anfang schuf Gott den Menschen als sein freies Gegenüber. Die Beziehung war ungetrübt, die Menschheit lebte im Einklang mit ihrem Schöpfer. Doch dann kam eine Störung, die alles veränderte. Wir Menschen entschieden uns, aus der innigen Beziehung zu Gott herauszutreten und seinen Worten zu misstrauen. So entstand eine Kluft zwischen den Geschöpfen und ihrem Schöpfer, die weit reichende Folgen hatte. Die Menschen wurden von Gott, dem Ursprung des Lebens, entfremdet und auch zwischen den Menschen tat sich diese Kluft auf. Misstrauen, Missverständnisse, Streit, Hass, Furcht voreinander und Kampf gegeneinander beherrschen seitdem unsere Wirklichkeit.
Die Brücke
Doch Gott bereitete von Anfang an einen Weg, um diese Trennung zu überwinden und die Kluft zu überbrücken. Gott ließ uns nicht allein, sondern sandte immer wieder von neuem sein Wort und seine Hilfe. Sein Ziel war es, die Menschen mit sich selbst zu versöhnen. Das hebräische Wort für „Versöhnung“ im Alten Testament und das griechische Wort für „Versöhnung“ im Neuen Testament zeigen die zwei Aspekte dieses Heilungsweges: Bedecken der Schuld und die Wiederverknüpfung der unterbrochenen Verbindung. Beides geschieht durch Jesus Christus, der stellvertretend unsere Schuld trug und als Mittler zwischen Gott und uns selbst zum Weg der Erlösung wurde. Die Bibel drückt dies unübertrefflich aus: „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst“ (2.Korinther, Kapitel 5, Vers 19).
Aus dieser Versöhnung mit Gott kann und soll die Versöhnung untereinander wachsen. Christen sind Menschen, die annehmen, dass Gott sie mit sich versöhnt. Und die dann auch anfangen, mit anderen diesen Weg der Versöhnung zu gehen.
Was sind eigentlich Wunder? Sind sie einfach nur Ereignisse, die man in der Wissenschaft noch nicht erklären kann, die aber einen ganz natürlichen Hintergrund haben? Oder sind sie nur Hirngespinste? Gibt es sie überhaupt? Sind Wunder real?
Deal ist jedenfalls, dass sich viele Menschen nach einem Wunder sehnen. Gerade dann, wenn sie an Grenzen stoßen, die sie nicht überwinden können. Bei Krankheit und Bedrohung, in aussichtslosen Situationen entsteht immer wieder diese Sehnsucht nach einem Wunder – nach dem Eingreifen einer höheren Macht, nach einer wunderbaren Heilung oder nach der Rettung aus grosser Gefahr. Hier hilft nur noch ein Wunder! – so sagen wir manchmal.
Wunder zeigen Gottes Wirklichkeit
In der Bibel wird immer wieder von Wundern berichtet. Die Befreiung des Volkes Israel aus der Versklavung in Ägypten ist ein Beispiel dafür und noch viele andere wunderbare Taten Gottes finden sich auf den Seiten der Heiligen Schrift. Sie zeigen Gottes Wirklichkeit und Allmacht, seine Größe, Anteilnahme und Liebe. Auch Jesus vollbringt immer wieder solche Wunder: Heilungen, Befreiung von negativen Mächten, die das Leben zerstören, und Überwindung der Naturgesetze, so wie bei der Stillung des Sturmes und der Vermehrung der Brote.
Doch eigentlich geht es dabei nicht so sehr um das Außergewöhnliche, um die Wunder an sich. Nein, Wunder sollen eigentlich nur eines zeigen: Wer Jesus wirklich ist. Dass in ihm der wahre Gott ganz nah gekommen ist, Gott in seiner Allmacht und seiner Liebe. Deshalb nennt das Neue Testament die Wunder auch „Zeichen“. Denn sie zeigen etwas über den, der solche machtvollen Taten umsetzen kann.
Ohne Showeffekte
Die Wunder in der Bibel weisen über sich selbst hinaus auf den, der alle Macht in den Händen hält. Darum werden sie auch so nüchtern und knapp berichtet, ohne Sensationshascherei und Showeffekte. Deshalb diskutiert die Bibel auch nicht die Frage, ob es Wunder geben kann. Sie sind selbstverständlich. Für Gott sind Wunder kein Problem. Wundern könnte man sich, dass Gott – scheinbar – so wenige Wunder tut. Vielleicht hängt das mit unserem Kleinglauben zusammen und damit, dass er uns nicht zum Glauben zwingen will. Und sicher auch damit, dass wir einfach viele Wunder übersehen.
Eigentlich ist unser Buchstabe X das griechische Zeichen für die Buchstaben CH.
Man kann das X in vielen alten Kirchen sehen, in den Katakomben in Rom und auf Scherben im Orient. Wegen seiner Kreuzform eignete es sich besonders als Geheimzeichen für die Christen; an diesem Zeichen konnten sie einander erkennen.
Zusammen mit dem Buchstaben P ergeben die beiden griechischen Zeichen XP den Anfang des Wortes XPICTOS – in unserer Schrift bedeutet es Christos, in lateinischer Form Christus.
Der Gesalbte
Christos ist wiederum die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes Maschiach. Und Maschiach wird wiederum im Neuen Testament, das in griechischer Sprache verfasst ist, als Messias wiedergegeben. Messias, Maschiach, Christos, Christus – alle Worte meinen ein und dasselbe: Der Gesalbte.
Jesus Christus heißt also nichts anderes als Jesus, der Gesalbte. Dass dieser Titel so sehr zum Bestandteil Jesu Namens wurde, zeigt, wie wichtig er für die ersten Nachfolger von Jesus war. Jesus aus Nazareth ist der Christus, der Messias, so lautete das Bekenntnis der frühen Christen. Dafür waren sie bereit, in den Tod zu gehen.
Besondere Aufgabe
Was das bedeutet, verstehen wir vor dem Hintergrund des Alten Testaments. Durch die Salbung, das Übergießen mit Öl, wurden bestimmte Menschen zu einer besonderen Aufgabe berufen. Der oberste Priester im Tempel wurde am Anfang seines Dienstes gesalbt und auch die Könige Israels wurden auf diese Weise eingesetzt. Der große Prophet Samuel übergießt den jungen Saul mit Öl und beruft ihn zum ersten König Israels mit den Worten: „Der Geist des Herrn wird auf dich kommen und du wirst ein neuer Mensch werden!“
Die Salbung zeigt also die besondere Beziehung des Gesalbten zu Gott und seiner Aufgabe. Der „Gesalbte“ – dieser Ausdruck ist im Laufe der Zeit gleichbedeutend geworden mit: „König, der von Gott gesandt und bevollmächtigt ist“. Jesus Christus, Jesus der Gesalbte, heißt also: Jesus ist der von Gott eingesetzte König. Und zwar nicht nur der König der Juden, wie die Überschrift am Kreuz lautete, sondern der König der ganzen Welt. „Christus“ ist also der Herrschaftstitel von Jesus. Ob wir ihn auch zum König unseres Lebens machen, ist die Frage, die jeder selbst für sich beantworten muss.
Ysop?
Was ist denn das, mag sich manch ein Leser fragen. Es ist ein einheimisches Gewächs im Vorderen Orient. Das wohlriechende Kraut wurde zur Reinigung verwendet. In der Bibel finden wir es insgesamt zwölf Mal.
Vergleichen wir es mit Begriffen, die viele hundert Male in der Bibel auftauchen – wie Glaube, Sünde, Gnade und Gebet – scheint dieses Wort nicht so wichtig zu sein. Warum steht es aber hier im „ABC des Glaubens“?
Reichtum in der Bibel
Die Antwort: Erstens brauchen wir im Alphabet ein Wort mit Y. Und zweitens soll Ysop hier für all die unzähligen Wörter stehen, die verdeutlichen, welchen Reichtum das biblische Umfeld besitzt. Wer anfängt, sich damit zu beschäftigen, wird schnell merken, dass es noch viel mehr zu entdecken gibt. Das ABC des Glaubens ist nur der Anfang, ein erster Schritt. Danach sollten wir weitere Schritte gehen und nicht stehen bleiben. Wir sollten immer mehr eintauchen in die Vielfalt Gottes mitten in unserer begrenzten Welt und sie aufspüren.
Die kleine Pflanze Ysop erinnert uns daran, dass es viele Einzelheiten und Zusammenhänge gibt, die uns helfen, Gottes Handeln und Wirken noch besser zu verstehen. Sie lehrt uns, genau hinzusehen und immer wieder offen und lernbereit zu sein. Und sie erscheint immer wieder an entscheidenden Punkten der Bibel:
Die Gnade Gottes
Beim Auszug aus Ägypten sollten die Israeliten einen Ysop Büschel nehmen, es in das Blut des Passahlamms tauchen und an die Türpfosten streichen, als Zeichen für die vergebende Gnade Gottes (2.Mose 12,22). Auch bei den Opfern im Tempel spielte Ysop eine wichtige Rolle (3.Mose 14,49–52; 4.Mose 19,6, vgl. Hebräer 9, 9). König Salomo schrieb in den Weisheitsbüchern über die Eigenschaften des Ysop (1.Könige 5,13). König David betet in seinem Bußpsalm, in dem er seinen Ehebruch und Mord bekennt: „Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich schneeweiß werde“ (Psalm 51,19).
Selbst bei der Kreuzigung von Jesus begegnen wir dieser Pflanze: Johannes beschreibt die Szene, wenige Augenblicke vor Jesu Tod: „Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysop Rohr und hielten es ihm an den Mund“ (Johannes 19,9). Und schließlich führt uns das scheinbar unscheinbare Ysop zum Kern der Geschichte Gottes – zum Kreuz.
Zurück zum Anfang